Anton Russ Schenkung
Anton Russ (1910-1984) wurde in Reichenberg geboren. Erste Prägungen erfuhr er über ein kunstsinniges Elternhaus. Mit neunzehn Jahren zog es ihn an die Hochschule für die bildenden Künste in Berlin. In die Studienzeit fallen Aufenthalte in Griechenland und Italien. Als Meisterschüler besuchte er Hermann Max Pechstein bei dessen Aufenthalt in Nidden an der Ostsee. Den 2. Weltkrieg erlebte Anton Russ im Militärdienst. 1945 wurde er aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen und ließ sich zunächst in Bad Berneck nieder. Er fand Kontakt zu Werner Gilles, der 1945-1949 in Schwarzenbach an der Saale lebte und arbeitete.
Zu Beginn der fünfziger Jahre versuchte Anton Russ, in Bayreuth eine Existenz als freier Künstler aufzubauen. Zusammen mit Friedrich Böhme, Ferdinand Röntgen, Rudolf Jakubek und anderen organisierte er die Freie Gruppe Bayreuth, eine regionale Künstlervereinigung, die alljährliche Ausstellungen in der Festspielzeit gestaltete. Wichtige Anregungen erfuhr Anton Russ bei Aufenthalten in Ischia bei Werner Gilles, den er in den fünfziger Jahren mehrmals in St. Angelo besuchte.
Den Lebensunterhalt bestritt Anton Russ mit Aufträgen für Kunst am Bau. Die Wandmalereien und Mosaike führte er teilweise zusammen mit seinem Bruder Alfred aus. Bis heute sind die Arbeiten der Brüder Russ in öffentlichen Gebäuden und im Straßenbild Bayreuths zu finden. Die Hoffnungen, die mit der Anerkennung als freischaffender Künstler verbunden waren, erfüllten sich nur teilweise. 1970 eröffnete Anton Russ ein Antiquitätengeschäft und verlegte seine Ambitionen gänzlich auf den Kunsthandel.
2014 machte die Witwe des Künstlers, Christa Russ, dem Kunstmuseum Bayreuth ein Konvolut mit 197 Werken zum Geschenk, an denen sich Stationen im künstlerischen Oeuvre ab 1945 rekonstruieren lassen. Üben sich erste Skizzen und Bildwerke aus der Zeit nach 1945 in der Variation realistischer Sujets, entwickeln die Arbeiten der Fünfziger Jahre einen Zugang zur freieren Komposition figürlicher Themen. Die Skizzenblätter der Ischia-Besuche dokumentieren den experimentellen Zugang zur Farbgestaltung. (Philipp Schramm, Biografische Hintergründe aus: Werner Froemel (Red.), Anton Russ. Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen. Eine Gedächtnisausstellung im Rathaus der Stadt Bayreuth. 2. November bis 16. November 1984.)