Hildegard Wohlgemuth Schenkung
„Die Bayreuther Sammlung von Bildern und Bettelschürzen Hildegard Wohgemuths, zu der einige wichtige Weggefährten der Bettlerin beigetragen haben, erlaubt einen einzigartigen Überblick ihres erstaunlichen Schaffens von den Anfängen Ende der 1980er Jahre bis zu ihrem Todesjahr 2003." (Thomas Röske, Leiter der Prinzhornsammlung der Universitätsklinik Heidelberg, im Ausstellungskatalog Hildegard Wohlgemuth, Kunstmuseum Bayreuth 2013, S. 40)
In Ostpreußen geboren, wurde Hildegard Wohlgemuth (1933 – 2013) mit 10 Jahren bei einem Bombenangriff verschüttet, bei dem alle anderen Kinder ihrer Gruppe starben. Danach fiel es ihr schwer, in geschlossenen Räumen zu leben. Angstzustände und die Stimmen der Toten begleiteten sie. Unter der Diagnose Schizophrenie verbrachte sie 17 Jahre in der Psychiatrie. Immer wieder befreite sie sich eigenmächtig aus der Anstalt und lebte auf der Straße. Dort erbettelte sie Geld für die noch ärmeren Menschen. Mit Hilfe einer Ärztin gelang es ihr zunehmend, ein „normales“ Leben zu führen. Die Künstlerin Elisabeth Ediger regte sie zum Malen an.
Wohlgemuths Werk wirkt direkt, sinnlich. Faszinierend sind die meist fröhliche Farbigkeit der Bilder, ihre mosaikhafte Flächenfülle und kindliche Fabulierlust.
Hildegard Wohlgemuth ist eine exponierte Vertreterin der Outsider Art oder Art brut. Sie wurde zu verschiedenen Ausstellungen und Symposien eingeladen. Bereits 1994 entstand ein Dokumentarfilm über ihr Leben und Werk. 1998 folgte „Die Bettelkönigin“, ein Kinderbuch, basierend auf ihrer authentischen Lebensgeschichte und von ihr selbst illustriert. Mehrfach war sie später in TV-Sendungen wie „Boulevard Bio“ und „Fliege“ zu sehen. Auf einer Psychiatrie-Tagung in Hamburg lernte sie Dr. Heike Schulz kennen, die in Bayreuth das Kreativzentrum der Diakonie „Rote Katze“ leitete, das diesen Namen in Anlehnung an Wohlgemuths Werk trägt.
Anlässlich einer Ausstellung zum 80. Geburtstag von Hildegard Wohlgemuth schenkte Dr. Heike Schulz dem Kunstmuseum Bayreuth insgesamt 200 Filzstift-Zeichnungen und Bettelschürzen der Künstlerin, die sie 2014 um weitere Arbeiten ergänzte.
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