Alfred Hrdlicka – Wie ein Totentanz
Vom 12. März bis 5. Juni 2017 im Kunstmuseum Bayreuth
Als die Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung 1991 mit dem Ziel gegründet wurde, in Bayreuth ein Kunstmuseum zu initiieren, übergab das Sammlerehepaar – sozusagen als „Morgengabe“ – größere Konvolute an Druckgraphiken von Max Beckmann (1884 – 1950) und von Alfred Hrdlicka (1928 – 2009). Diese beiden bedeutenden Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts definierten damit die Grundlagen ihrer Stiftung in der Moderne vor 1933 und nach 1945. Seit 1999 wird die Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung im Kunstmuseum Bayreuth bewahrt.
In den folgenden Jahren erfuhr die Sammlung mit Werken von Alfred Hrdlicka zahlreiche Ergänzungen, zum Beispiel mit der Bronze „Marsyas I“, die in der Brautgasse auf das Kunstmuseum hinweist, und mit dem Graphikzyklus „Wie ein Totentanz – die Ereignisse des 20. Juli 1944“. Beide Werkkomplexe wurden 2001 durch den „Förderkreis Skulpturenmeile Bayreuth e.V.“ dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Mronz und der Bayreuther Öffentlichkeit übergeben. Sie sollen nun im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen.
Alfred Hrdlicka wurde in Österreich geboren. Seine Kindheit verbrachte er dort während der Zeit der Nationalsozialisten, die seinen Vater mehrfach internierten. In Wien studierte Hrdlicka zunächst Malerei bei Albert Paris Gütersloh und später Bildhauerei bei Fritz Wotruba. Anerkennung erhielt er anfänglich vor allem für sein graphisches Werk – sein „Massenmedium“.
Wie wohl kaum ein Zweiter arbeitete Hrdlicka mit gleicher Verve sowohl als Bildhauer wie auch als Graphiker. Mit außergewöhnlicher Kraft und inhaltlicher Stringenz hat er beide Künste vorangebracht. Seine hochkomplexen Radierungen zeigen eine große technische Meisterschaft, überbordende Zeichenlust und Experimentierfreude. Seine vielleicht bekanntesten Großskulpturen sind das „Engels-Denkmal“ in Wuppertal, das gegen ein nationalsozia- listisches Kriegsdenkmal gerichtete „Gegendenkmal Cap Arcona“ in Hamburg und das „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ in Wien. Hrdlicka trieb die Steinbildhauerei bis an die Grenzen der Materialität. Und er arbeitete vor allem in Serien. Auch die von Herodot und Ovid überlieferte „Marsyas“-Legende, die er symbolisch für die Herausforderung der Götter, der Obrigkeit, durch die Kunst verstand, hat er mehrfach realisiert. Legendär war Hrdlickas berserkerhafter Schaffensrausch. – Er war im besten Sinne des Wortes ein Radikaler.
30 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler brachte Hrdlicka seinen Zyklus „Wie ein Totentanz“ heraus. In den großformatigen Blättern formulierte er einen Zeitbezug zu den Unrechtsregimen seiner Zeit, wie der Militärchunta in Chile, und schlug zugleich einen Bogen durch die europäische Geschichte. Bis heute haben die Blätter von ihrer Aktualität nichts eingebüßt.
Die Ausstellung begleiten ein Alfred-Hrdlicka-Bestandskatalog der Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung, eine kleine Publikation über die Skulptur „Marsyas I“ und natürlich auch wieder ein umfassendes museumspädagogisches Vermittlungsprogramm mit zahlreichen Vorträgen, Führungen und praktischen Angeboten. Am 21.5.2017 findet außerdem im Kunstmuseum Bayreuth der Internationale Museumstag zum Thema „Spurensicherung“ statt.
Weitere Informationen zur Ausstellung
Weitere Informationen finden Sie im Flyer zur Ausstellung.
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